Wie alles begann

Im August 1995 reiste ich erstmals nach Kambodscha, um die Tempel von Angkor zu besichtigen. In Phnom Penh gab es schöne breite Boulevard, aber die Häuser waren in keinem gutem Zustand. Viele schöne alte französische Villen konnte ich sehen, größtenteils dem Verfall gewidmet. Am Fluss lebten die Obdachlosen und die wenigen Grünzonen dort waren die Toiletten. Die Menschen wuschen sich und ihre Kleider im Fluss, hatten aber meist keine Seife oder Waschpulver. Ein Stück Seife zauberte Glück in die Gesichter der Frauen und wenn sie es nach der Wäsche behalten durften, konnten sie es kaum glauben.

Siem Reap war ein lausiges Nest. Es gab eine Handvoll einfacher Unterkünfte und ein Mittelklassehotel. Wenige Restaurants und schon gar keine Pubstreet, wie seit einigen Jahren. Oft hielten mir Frauen ihr Babys hin mit der Bitte, dem Kind ein besseres Leben zu verschafften.

Die Tempel von Angkor waren (und sind es immer noch) traumhaft. Jeder Tempel verströmte seine ganz eigene Energie. Aber in regelmäßigen Abständen entlang der Tempelroute lagen Soldaten in Schützengräben. Der Krieg war zwar 1979 beendet, aber der Bürgerkrieg im Untergrund ging noch bis ins Jahr 2000.

Zurück in Phnom Penh besuchte ich das Kantha Bopha Kinderkrankenhaus, dass der Schweizer Arzt Dr. Beat Richner 1991 wieder aufgebaut hatte. Seine Arbeit überzeugte mich so sehr, dass ich beschloss, hierfür Spenden zu sammeln.

Damit die steuerliche Absetzbarkeit den Spendenfluss beflügelt, gründete ich das Kinderhilfswerk. Anfang 1997 erfolgte die Eintragung des Vereins und die Anerkennung des mildtätigen Zweckes durch das Finanzamt Kaufbeuren.

Bis August 2001 sammelte ich Geld für das Kantha Bopha Kinderkrankenhaus. Dann begann ich mit der Unterstützung alleinstehender, mittelloser (oft kranker) Frauen mit Kindern. Damit die Kinder nicht mehr betteln mussten und in die Schule gehen können, bekommen die Frauen eine monatliche Unterstützung für den Lebensunterhalt der Kinder. Der Schulbesuch der (schulfähigen) Kinder ist Voraussetzung für die Unterstützung.

Im August 2002 gründete ich zusammen mit zwei deutschen Frauen ein kleines Frauenzentrum im Angkorpark. Dort lebten anfangs 2 Familien, später fanden insgesamt 6 Familien dort ein Zuhause.

Weihnachten 2003 besuchte ich wieder Birma, diesmal nicht um zu reisen, sondern den Kindern in den Shanbergen den Schulbesuch zu verbessern bzw. zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Lehrer in Kalaw (Nähe Inlesee) starteten wir kleine Projekte in drei Dörfern vom Stamm der Palaun und der Pao. Im Pao-Dorf konnten wir den Fertigbau einer Junior High School bewirken. Vorher waren nur Fundament, Stützpfeiler und das Dach fertig. Mit dieser Hilfe konnte bereits im nächsten Schuljahr, das im Birma Anfang Juni beginnt, unterrichtet werden. Auch das löchrige Dach des Lehrerhauses konnte ersetzt werden. In den beiden Palaun-Dörfern statteten wir die Grundschulen mit Mobiliar aus und gaben Zuschuss zu den mageren Lehrergehältern (damals 7,50 USD/Mt.). In der „Ein-Raum-Grundschule“ des einen Dorfes gab außer einem kleinen Tisch und einem Stuhl überhaupt keine Möbel. Alle Kinder saßen am Boden und die einzige Lehrerin wohnte auch noch in dem Zimmer. Im Jahr darauf konnten wir ein einfaches Lehrerhaus für die inzwischen 3 Lehrerinnen bauen.

Im März 2005 konnte das Kinderdorf in Peak Sneng eröffnet werden, mit anfangs sechs Kindern in zwei Häusern. Doch das Kinderdorf erweiterte sich rasant und heute leben dort 43 Kinder von drei bis 18 Jahren in sechs Familienhäusern.

01 PS Haeuser+Spielpl_2

Im August 2006 übergab ich das Kinderdorf an die buddhistische Organisation Life and Hope Association (LHA), da eine laufende Betreuung von Deutschland aus nicht möglich ist. Die finanzielle Verantwortung hat aber Zukunft für Kinder der Welt e. V. bis heute.

Im Februar 2007 rief mich Herr Zinkeisen an und unterbreitete mir seinen Wunsch nach dem Bau einer Schule in Kambodscha. Das war Wasser auf meine Mühlen, da ich in Peak Sneng dringend eine Junior High School (Mittelschule) bauen wollte, aber das Geld dazu nicht hatte. Da zwei unserer Kinder im Herbst in die Mittelstufe aufrückten, war Eile geboten. Ich bereitete alles von Deutschland aus vor und Herr Zinkeisen reiste im April nach Siem Reap, traf die Vorstandsmitglieder von LHA, besichtigte Peak Sneng und traf den zuständigen Gouverneur. Dieser sagte uns ein großes Grundstück (1,7 ha) für den Bau der Schule zu. In einem gemeinsamen Kraftakt von LHA und Zukunft für Kinder der Welt e. V. ist das schier Unglaubliche gelungen: die Schule wurde rechtzeitig für den Schulbetrieb des neuen Schuljahrs fertig. Am 22. Februar 2008 war die feierliche Einweihungsfeier mit den kambodschanischen Honoritäten und dem deutschen Botschafter, Herrn Mann. Jetzt besuchen 120 Schüler die Schule. Natürlich erhalten sie auch Englischunterricht, der in den „normalen“ staatlichen Schulen nicht angeboten wird. Und damit wirklich alle Kinder die Möglichkeit des Schulbesuchs haben, bekommen sie nicht nur alle Schulmaterialien inklusive Schuluniform kostenlos zur Verfügung gestellt, sondern auch noch ein nahr- und schmackhaftes Frühstück und Mittagessen.

Ende August 2007 besuchte ich wieder Birma. Ein Dorf brauchte dringend eine Grundschule. Mit dem Bau konnte sofort begonnen werden. In einem besonders armen Dorf finanzieren wir schon seit 2 Jahren die Schulspeisung in Form eines nahrhaften Mittagessens. Im dritten Dorf war der Schulbrunnen völlig unbrauchbar geworden. Wir konnten das Geld für eine neue Wasserversorgung geben.

Bei meinem Besuch im März 2008 war im neuen Schulhaus in den Shanbergen bereits Vorschulbetrieb. Zwei Lehrerinnen unterrichteten die Fünf- bis Vierzehnjährigen und so manche Mutter mit. Der reguläre Unterricht beginnt mit dem neuen Schuljahr im Juni. In einem besonders armen Dorf versorgten wir die Kinder der bedürftigsten Familien mit den Grundnahrungsmitteln für die nächsten zwei bis drei Monate. Und für 15 Kinder aus entlegeneren Dörfern wurde der Besuch der Junior High School in Kalaw inkl. Ernährung und medizinischer Versorgung gesichert. Die Kinder leben in einem sog. Boarding House und werden dort sehr gut betreut.

Das waren die wichtigsten Abschnitte von Zukunft für Kinder der Welt e. V. Die Zukunft hält noch viele Aufgaben bereit!

Dießen, im Mai 2008

Monika Proksch
Vorsitzende